Suzanne Lehar erzählt:
Lange glaubte ich, mit Grenzen würden wir uns nach aussen verteidigen. Verteidigen gegen Fremdes, Bedrohliches, Unangenehmes. Erst sei kurzem merke ich, dass wir uns mit den selbstgeschaffenen Grenzen unsere eigenen Ausbrüche in die Unendlichkeit verhindern müssen.
Szene 18:
** Juni 1958, beim Zelten in den Bergen: ich bin in diesen Tagen gerade 22 Jahre alt geworden. Beim Zelten erwache ich an einem frühen Morgen den Kopf halb zum Zelt heraushängend (ich muss freie Weite sehen können). Ich sehe sofort den Dunklen, der drei bis vier Meter weit steht und mir gebieterisch winkt, sofort aufzustehen. Ich fühle, er ist physisch total real. Nein, das ist kein Geist. Von seinem Wesen geht eine unheimliche Kraft aus.
In mir spüre ich aber die gleiche, bisher noch unbekannte Kraft. Es genügt, dass ich diese bei mir selber zulasse, mich von ihr tragen lasse. Das beruhigt mich. Mit einer Handbewegung weist der Typ den Berg hinauf Ich laufe vor ihm, er dirigiert mich stumm von hinten, über den· Kopf. Es geht zwischen Tannen hindurch, dann links in eine kleine Lichtung. Dort steht ein aufgestelltes, hell glänzendes Ei. Etwa drei Meter hoch, schwebt es dort bewegungslos … drei Leiterstufen … kaum drinn geht die Türe wieder auf.
Im Raum erwartet uns ein Haufen junger Burschen, die mich grölend ausspotten. Ich bemerke, die sind nicht überirdisch. Diese Jugendlichen dürfen ihre ganze brutale Kraft ausleben. Nicht so wie ich. Dieser Unterschied zwischen ihrer Welt und der meinen beschämt mich, verletzt mich tief. Ich entscheide, sie ab sofort zu ignorieren. Der Dunkle zeigt mir einen über einer Türe angebrachten Apparat. Das hier tötet jeden, der uns böse gesinnt ist, meint er.
Somit könnt ihr ihn jetzt abhängen. Ich glaube, dass sich jetzt alles arrangieren wird. Er macht ein Gesichtsausdruck, wie man ein naives Kind belächelt. Wir gehen durch diese Tür.
Vier hochgestellte, rechteckige Bildschirme mit den Farben grün, rot und weiss, die in Wolken wild durcheinander tanzen. Je ein Kerl sitzt davor und betrachtet sie.
‘Das sind deine Gefühle, wir studieren sie’. Ich sage nichts und laufe weiter. Etwas weiter zeigt man mir Kleinkram, wie Schüre und anderes. ‘Schau, das alles ist Gott’.
Ich nicke, schon enttäuscht von diesem Besuch. ‘Willst du das hier’?
‘Nein danke’. Jetzt bin ich verärgert. Sie grinsen leicht.
Dann zeigt man mir wunderschöne Edelsteine und Schmuck. ‘Auf der Erde hat das einen sehr grossen Wert’. Man lässt mich damit etwas alleine.
Ich wage nicht, etwas anzurühren. Dann laufe ich Ihnen nach. Im Gang halten mich schweigende Diener fest, einer geht zum Schmuck zurück, ruft etwas, sie lassen mich los und zeigen stumm den Weg in einen Raum.
Dort stehen die Dunklen. Dann schupft man mich in das Zimmer des Chefs.
‘Warte, bis er kommt’. Der Raum ist wunderschön, in delikaten kupfer-rosa-braun-rötlichen Farben. ‘Sitz hier ab’. Vor einem Bürotisch, auf dem ein Haufen allerlei Sachen liegen.
‘Man wird mir nie mehr Unordnung vorwerfen dürfen, der da ist ja viel schlimme geht es durch meinen Kopf.
Nach einer Weile betritt ein grosser, schmaler, rotblondhaariger, reinrassiger Weisser das Zimmer, entschuldigt sich, fürs Warten, die Unordnung, schubs alles in eine Schublade. Wir sitzen uns gegenüber. Sofort spüre ich bei ihm die gleiche « Vibration wie bei dem Wesen, das sich oft durch ein Medium als Saint Germain gemeldet hatte.
Wir betrachten uns lange stillschweigend Dann schlägt er mir ein Spiel vor: ein Haufen Chips von -5 bis +5 sind auf Felder, von Null bis fünf benannt, zu verteilen. Alle Chips müssen alle Felder – ihrem genauen Wert entsprechend, vollständig abdecken. Ich erledige das sofort.
Der Mann sagt lange nichts, schaut nur vor sich hin. Dann erhalte ich ein Brett. Rechts ist ein Aufbau gebastelt, eine Turnerfigur an einer Barre. ‘Schieb den Hebel herum’.
Nach dem Bewegen des Griffes verschwindet rechts die Figur und links erscheint ein ähnlicher Turner. Ich erschrecke kurz, aber es ist faszinierend Ich berühre die Stelle rechts, wo der Turner war. Wirklich nichts. Noch einige Mal so hin und her, immer das Gleiche. Mir kommt die Idee, den Griff, von links kommend, ab der Mitte wieder nach links zurückzuschieben, statt weiter nach rechts. Bingo! Die Figur materialisiert sich halbfertig links und halbfertig rechts.
Ich bin sehr stolz auf mich. Der Beweis ist geliefert: die arbeiten mit Technik, nicht mit Magie. Jetzt können die mich nicht mehr anlügen mit ihrem Übernatürlichen.
Mit ein paar mal Hin- und Herschieben des Griffes rekonsruiert sich der Turner jeweils immer mehr, bis er wieder ganz dasteht. Der Chef schaut überhaupt nicht zufrieden aus. Mich lässt das kalt.
Dann schupft man mich in einen anderen Saal. Dort kommt einer daher uns sagt ‘ich werde dich jetzt töten’ und packt mich.
Reflexartig stosse ich ihn stark weg, er kippt nach hinten, ohne die Hüften und Knie zu beugen. So wie eine steiffe Puppe. Es ist ein wehrloser Roboter, er bewegt sich nicht mehr.
Da kommt ein weitere Mann daher, chinesisches Aussehen, hält ein Messersteiff hoch. Ermutigt durch den ersten Erfolg schiesse ich auf ihn los, es gelingt mir, ihn umzuwerfen. Auch er bleibt steiff liegen und rührt sich nicht mehr.
Da springt ein Tiger auf mich, Krallen gespreizt voraus. Ich verpasse eine rechtzeitige Strategie, das Ding wirft mich um, krallt etwas, es schmerzt kaum, aber ich fühle, wie ich wegsterbe. Ich denke noch, ist das aber blöd, jetzt, wo ich doch die Chance habe, zu ihnen zu kommen’.
Im Wegdämmern höre ich eine Stimme sagen ‘komisch, ich habe noch nie den Tieger auf eine Frau losgelassen’.
In einem Gang: ‘Suzanne, du hast noch nie mit einem Mann geschlafen Du wirst das jetzt tun mit einem von uns’. Ich bin schockiert
… ‘nein, das kommt überhaupt nicht in Frage, nein’.
‘Suzanne, du bist nicht normal, nicht wie die anderen Frauen. Willst du so bleiben’? Ich will nicht. Im letzten Moment kreische ich aber doch los, bekomme Panik. Es schmerzt gar nichts, aber ich will nicht.
Ein kleines schwarzhäutiges Männchen sitzt auf mir und hält mir eine Schandpauke. Ich glaube, ich bin dann weggedämmert.
Wieder im Gang: ‘Suzanne, du wirst heiraten und viele Kinder haben’. Ich: ‘nein’. Er: ‘Suzanne, du wirst heiraten und viele Kiner der haben’. Ich: ‘nein’. So geht das weiter, ich weiss nicht mehr wie viele Male. Am Ende gebe ich auf, er grinst.
Letzter Raum. ‘Suzanne, du bekommst jetzt noch eine medizinische Untersuchung’. Man legt mich auf eine Liege auf die Seite. Im Wegdämmern spüre ich, wie man das Rückgrat zwischen den Schulterblättern abtastet.
Dann bringt man mich zurück, auf die Lichtung. ‘Suzanne, du wirst jetzt alles vergessen’.
Da erwischt mich der stärkste Eckel, dessen ich überhaupt fähig bin. Alles zieht sich zusammen in mir. Nein, ist das aber traurig. Mich haut die Verachtung zusammen, die in der Haltung von diesen Typen uns gegenüber liegt.
Nein, endgültig, da oben gibt es keine Freunde. Ich bin nur noch Abscheu und Wut, mache innerlich total zu. Endgültig. Wieder neben meinem Zelt pisse ich gegen einen Baum und lege mich schlafen. Ich will nur noch wegdriften. Für ewig. Nein, ich will keinen Menschen mehr sehen. Nie mehr.
Ende Juni 1958 campierte ich einige Tage in den Bergen. Mitten in der Woche schlief ich einen Tag durch, das heisst der Donnerstag fehlte in meinem Leben ganz.
Nach einigen Tagen wurde mir klar, dass ich mich total verändert hatte. Vorher enthusiastisch, leicht überdreht, voller Idealen die Welt und das Leben betreffend, wurde ich über Nacht zynisch, kaltschnauzig, aggressiv. Keine Ideale mehr. Und vor allem: ich hatte keine Fähigkeit mehr, mit den Händen zu heilen. Verloren wäre aber nicht der richtige Ausdruck. Ich wollte gar nicht mehr heilen. Sollen die doch alle verrecken. Damals fühlte ich so, und weil ich meinem Gefühl immer die Führung überliess, hinterfragte ich mein Verhalten nicht weiter. Wegen der damals noch wirksamen Amnesie errinnerte ich mich (noch) an gar nichts.
Als dann ab Frühjahr-Sommer 1966 die früheren Amnesien nach und nach ebenfalls aufflogen und ich mich mit einem Schlag auch wieder an diese Entführung erinnerte, verstand ich, warum ich nicht mehr heilen wollte. Ich war absolut enttäuscht von allem. Was ist das für eine Welt, wo man so dreckig behandelt wird? Das ist reiner Rassismus.
Damit wir uns gefahrlos für das Unendliche öffnen können, müssen wir ein starkes ‘ich bin’-Bewusstsein entwickeln. Das ‘ich bin’ entwickelt sich über die Fähigkeit ‘ich entscheide’. Diese Fähigkeit ‘ich entscheide’ ist dann erreicht, wenn unser Handeln real durchsetzbar wird, ohne dass Hierarchie und Vergangenheitsmüll und ohne dass starke Traumata die Wahl beeinträchtigen. In diesem Entwicklungsstadium können wir dann wenigstens knallhart unsere Interessen durchsetzen.
Um Verantwortung dem Leben gegenüber zu übernehmen, braucht es zusätzlich den aktiven Willen, im Einklang mit den Gesetzen der Nächstenliebe zu handeln und den Respekt vor allem Leben einzuhalten und durchzusetzen, also aktiv zu beschützen.
Unter dieser Bedingung sollen wir das ‘ich entscheide’ hierarchisch weder rechtfertigen noch verteidigen müssen.
Doch, es macht Sinn, wenn wir diese Entschlusskraft im Guten für unsere Weiterentwicklung und für unseren Planeten einsetzen.
Im Sinne der Nächstenliebe und im Erfüllen unserer innersten Träume.
Szene 19
Einmal stehe ich vor jener Trennwand, die wie eine Rauchmauer aussieht. Sie wird immer dann aufgebaut, wenn sich die Dunklen dahinter verstecken wollen, wenn nichts und niemand zu ihnen gelangen soll. Sie ist opak, weiss-bläulich mit leicht grauem Touch. Aus irgend einem Grund schlage ich zuerst mit dem linken Arm in die Wand Dort besteht eine Art weicher, kribbelnder Energiestrom. Mein Arm wird davon zurückgeschnellt. Ich glotze meinen Arm blöd an: er ist weg, obwohl ich ihn fühle. Ich weiss nicht, was mich packt, ich schlage auch mit dem rechten Arm in diese ‘Rauchwand’. Das gleiche passiert. Dann stosse ich noch das rechte Bein hinein.
Nachdem es zurückschnellt und ich automatisch draufstehen will, falle ich um. Kein Bein ist mehr da. Obwohl ich es spüre. Noch liegend beglotze ich meine nicht existierenden Arme, obwohl ich sie vor meinem Gesicht fühle. Der Schwarzhäutige kommt daher, packt mich, legt mich auf seine Schulter und den Kopf herunterbaumelnd werde ich weggetragen. Er legt mich auf ein Bett. ‘In einer Viertelstunde ist alles wieder gut’ grinst er und läuft weg.
Eine Menschheit ist dann fähig, als ganzes die Unendlichkeit zu offenbaren, wenn sie bei allen ihren Mitgliedern diese Entscheidungskraft im Sinne des Respekts vor allem Leben furchtlos zulassen kann. Wenn jeder sein Leben gemäss seinen höchsten und geheimsten Träumen zum Wohle aller gestalten darf.
Szene 20
Ich stehe da draussen auf der Abflugrampe ihres Riesen-Raumkörpers. Von der Rampe aus kann man die Erde sehen: sie ist so klein wie eine Baumnuss.
Zum Heimfliegen (wie immer zwischen zwei stummen Gestalten) brauchen wir zirka fünf bis sieben Sekunden. Dann schweben wir kurz über den Dachgiebeln meines Hauses, gleiten die letzten paar Meter sanft hinunter und berühren samtig den Boden.
Einmal, als ich noch mit offenen Augen hinunterkomme, betrachte ich die rasch grösser werdende Erde. Ich habe Zeit zu bemerken, wie die Trennlinie zwischen Tag und Nacht ein absolut phantastisches Blau abgibt, mit Tiefenwirkung. Es zeigt eine Tiefe in der wolkenlosen Athmosphäre dieses progressiv vom hell zum dunkel wechselnden Blau, das aussieht wie ‘scharf herausgeschnittenes Stück Wasser: etwas von der Seite gesehen. Im schmalen, progressive vom hell zum dunkel leuchtenden Blau ist die Tiefe der Athmosphäre zu·erkennen, was im Tag- oder im Nacht-Teil kaum ersichtlich ist.
Die Zeit, in der ich die Erde von aussen kommend noch sehen durfte und wo ich mich gleichzeitig schon erinnerte, war relativ kurz: zirka während sechs- bis achtmal Abgeholt werden. Nachher, als die ‘Dunklen’ einsahen, dass meine Erinnerungsfähigkeiten nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten, wurde ich immer mit geschlossenen Augen transportiert.
Ich vermisste die Schönheit der Flüge, das vielleicht einzige Geschenk in diesem ekelhaften Zirkus. Ich fasste dieses Nicht-mehr-sehen-dürfen als klare Schikane auf.
Heute denke ich allerdings, dass diese Dunklen ahnten, etwaige uns Erdenmenschen gegenüber positiv gesinnte ETs hätten die Finger mit in diesem ganzen Brei.
Szene 21
Etwa zwei Jahre nach Einzug in das eigene Haus fahren wir an einem Sonntag mit Kindern, Fahrrädern und Anhänger in die weitere Umgebung. Da soll es einen grossen Wald geben, weiss mein Mann.
Den Wald durchquerend habe ich plötzlich das Gefühl, die Konfiguration der Wege zu kennen. Dort vorne müsste eigentlich ein schräger Weg kommen, der von links hinten nach rechts vorne unseren Weg hier überquert. Schnurgerade.
Tatsächlich ist es so. Ich weiss aber auch ganz genau, dass ich noch nie hier war. Woher weiss ich das also?
Nach einer Weile Hirnen kommt mir die Erinnerung: natürlich, sonnenklar. Von oben hatte ich das Ganze gesehen, als ich noch mit offenen Augen herumkutschiert wurde.
Ich erinnere mich noch sehr gut an diese wunderschöne Mondscheinnacht, wo ich diese weite Landschaft von oben betrachten durfte.
Das Prinzip der Unendlichkeit als gesellschaftliche Gerechtigkeit für die ganze Menschheit durchzuziehen heisst aber, dass jedes Lebewesen unter den Schutz der ganzen Menschheit zu stellen ist. Falls notwendig; sind sie vor der Familie, dem Clan, der sie unterdrückenden Dorfgemeinschaft, der sie in ihrer Entwicklung hemmenden Kultur zu beschützen.
Aber was quassle ich da wieder daher: die wenigsten Leute wollen Weiterentwicklung. Suzanne, diese Naivität hattest du schon vor dreissig Jahren bezahlt. Deine Arbeiter wollen gar nicht gerettet werden. Hör auf mit dem Quatsch.
Nein, ich kann es nicht lassen. Ich denke an kulturelle Gewohnheiten der Unterdrückung von Frauen in primitiven Gesellschaften. Diese Frauen gehören vor ihrer Gesellschaft geschützt.
Ach du Naivling, etwa schützen vor sich selber? Wie geht denn das? Ich meine, ohne Zwangsjacke?
Doch genau, geschützt. Oder wollt ihr die (sexuellen) Verstümmelungen der Mädchen im Sudan und in Ägypten und in vielen Teilen Afrikas oder dem vorderen Orient weiterhin gutheissen, weil es dort Tradition’ ist? Doch, ihnen allen muss dieses Recht auf Schutz zugestanden werden. Und zwar auf Kosten all dieser Untergruppen, welche sich auf Religion, Tradition usw. berufen und von dem Unterworfensein der Frauen für sich profitieren.
Ja, aber viele Menschen wollen sich deshalb nicht weiterentwickeln, weil die Anpassung an die Gruppe, in der sie leben, VIEL, VIEL WICHTIGER ist, als eine eventuelle Selbst-weiss-ich-was-Entwicklung. Basta.
Eben, nur Menschen, die fähig sind, sich von Gruppen zu lösen, sind auch fähig, sich selbständig weiterzuentwickeln. Sonst können sie nur so viel weiterkommen, als der Gruppenzwang ihrer fest definierten Rolle zugesteht.
Denn Weiterentwicklung bedeutet immer, früher oder später seine alten Freunde verlassen zu müssen (falls diese bleiben wollen, wo sie gerade stecken). Bitte, das weiss ich doch nur zu genau. Aus eigener Erfahrung.
Und trotzdem, nochmals: an der Nichtdurchführbarkeit solcher Schutz-Forderungen messen wir die Macht des Faustrechts, die wir glauben, Untergruppen einräumen zu müssen.
Denn diese dem Faustrecht so eingestandene Macht entspricht doch nur wieder unseren eigenen Mustern.
Szene 22
In unserem alten Haus ab der Welt lebend entscheidet mein Mann, dass uns in diesem Kaff niemand finden und berauben würde. Also kaufen wir jahrelang kein Schloss zum Abschliessen der Hauseingangstüre.
Wir brauchen das Geld zum renovieren, für Türen, Fenster, Boden, Decken, Dach, Mauern, alles. Wir sind arm und jeder Franken wird genau abgewogen. Meine Abholgeschichten glaubt er sowieso nicht.
Aber einmal befallen ihn wohl doch Zweifel. Schnurstracks fährt er eines morgens in die Stadt. Wieder zurück, montiert er sofort das mitgebrachte Schloss.
In der darauffolgenden Nacht werde ich wieder abgeholt. Scheinbar hatten sie Mühe gehabt, mich zu ergattern, laut Nebenbemerkung des Schwarzhäutigen.
Beim Zurückkommen begleitet mich dieser persönlich bis vor die Eingangstüre. Sie ist nicht sehr solide gebaut, der obere Teil besteht aus gewöhnlichem Fensterglas, mit den vielen typischen kleinen Scheiben jener Region. Er schubst mich ins Haus und winkt mir durch die Scheiben zu, ich solle ja abschliessen.
Mich packt der Teufel. Ich nicke, er zieht ab und ich schliesse NICHT ab.
Am anderen Morgen steht mein Mann schnell auf, kontrolliert die Türe … er hatte sie am Abend zuvor eigenhändig abgeschlossen, war als letzter ins Bett gegangen. Als er das Schloss unverriegelt fand, schaute er recht schräg aus der Wäsche. Er schielte von unten herauf zu mir hinüber, aber ich war schon viel zu lange wütend auf ihn und reagierte nicht. Soll er selber damit zurecht kommen.
So schwieg auch er.
Szene..23
Einmal brachte mich jener, den ich Saint Germain nenne, persönlich zurück. Kaum im Bett schnelle ich wieder hoch, er rennt schnell weg; ich hinterher, die Treppe hinunter.
Unten erwische ich ihn, packe ihn, drücke ihn gegen die Mauer, lege mich fest auf ihn und sage ‘wenn du schon mal da bist, könntest du etwas netter zu mir sein, meinst du nicht’.
Er, mit einer leisen Stimme, ‘bitte, lass mich gehen, ich muss noch vieles erledigen’. Ich weiche zurück, er haut ab, ohne sich umzusehen.
Als ich ihn gegen die Wand drückte, bebte er unmerklich. Auch war er viel schmächtiger, dünner gebaut als von Auge eruierbar. Mit Erstaunen stellte ich fest, er benutzte überhaupt keine physische Kraft.
Szene 24
Einmal stand ich neben dem Schwarzhäutigen. Einer der stummen Diener packt von meiner rechten Hand den kleinen Finger und schneidet kurzerhand das letzte Glied ab. Schmerzen spüre ich keine.
Ein anderer Diener hatte derweilen die rechte Hand des Schwarzhäutigen gepackt und ebenfalls sein letztes Glied des kleinen Fingers abgeschnitten. Ich sehe erstaunt, dass der dabei nur grinst. Wie immer bei allem.
Dann pflastern beide Diener bei uns beiden die Kleinfinger- Kuppe derjeweilig anderen Person auf.
Ich betrachte erstaunt auf meiner rechten Hand einen überdimensional grosses, schwarzes Finger-Endglied. Das sieht komisch aus. Derweil lässt der Schwarzhäutige seine rechte Hand mit meiner lächerlich kleinen, weissen Fingerkuppe achtlos herunterhängen und quatscht irgend etwas mit seinen Kollegen.
Nach einer Weile, vielleicht einer Viertelstunde (?), werden die falschen Fingerbeeren wieder rasch abgetrennt und am richtigen Ort problemlos wieder aufgepflanzt.
Die rein chirurgische Prozedur hatte jeweils nur ein paar Sekunden gedauert. Diese Diener arbeiteten offensichtlich rasch und routinemässig. Gesprochen wurde dabei nicht.
Ich rätsle noch heute daran herum, was damit wohl erreicht werden sollte. Beeinflussung? Erforschung? Wollte der Schwarzhäutige mich fühlen?
Frage 22: Aber warum erhielt ich ebenfalls die Fingerkuppe des Schwarzhäutigen aufgepflastert?
Ich kann mir immer noch keinen Reim darauf machen.
Ein Verbrüderungs-Akt kann es wohl nicht gewesen sein. Sonst hätte ich das in ihrem Benehmen mir gegenüber sofort gemerkt. Aber in dem Punkt änderte sich nie etwas. Deren Arroganz ist über die ganze Zeit hin das geblieben, was sie immer gewesen ist.
25. Szene
Zirka Mitte der Siebziger Jahre: wir wohnen neu 500 km weiter südlich, wieder in einer gerade gekauften Ruine, die wir wie die erste, darin wohnend, fortlaufend renovieren. Zwei neue, mir unbekannte Diener bringen mich zurück.
Wir schlafen noch in einem eiskalten Raum, direkt unter den Ziegeln. Draussen ist Winter. Wir müssen uns mit dicken Decken bis über die Haare einkuscheln. Nur ein kleiner Spalt gibt etwas Atemluft.
Die zwei decken mich so zu, wie es bei halbnackten hübschen Frauen in Hollywood-Filmen üblich ist: bis unter die Arme, welche offen über der Decke liegen. Irgendwann in der Nacht erwache ich in dieser Stellung, bin nur noch ein total durchfrorener Eisklotz.
Ich schicke den Typen da oben mental bewusst eine paar saftige Schimpftiraden nach, wiederhole mehrmals ‘ihr müsst mich gottverd .. richtig zudecken’. Dann drehe ich mich, richtig eingekuschelt, auf die Seite.
Es passierte nie wieder. Krank wurde ich nicht.
Frage 23: waren diese mich herumtransportierenden Wesen Roboter? Oder Menschen? Robotern muss man jedes Detail einzeln beibringen. Auch der langsamste, tumbste ET-Mensch hätte da noch geschaltet.
Wenn es Menschen sind, dann sind diese Diener wohl ‘dauerentführt’, welche dort oben für die ‘Dunklen’ schuften. Vielleicht zum ‘sich Verdienen’ eines für die Zukunft versprochenen Paradieses. Dann handelte es sich hier um eine Trotzreaktion/ absichtliche Fehlleistung/ ein Aufmerksammachen wollen von ‘unterdrückten’ Dienern.
Wie dem auch sei, diese Diener sprachen nie mit mir. Ich trage in mir die Erinnerung, dass einige mich manchmal merkwürdig anschauten. Wie wenn sie mir etwas sagen wollten. Ich war aber damals zu sehr im eigenen Dussel, um darauf zu reagieren.
26. Szene
Dezember 1978 (in den Vogesen): während einem Psycho-Workshop soll tagelang tief Inneres hervorgeholt werden. Nur Ehrlichkeit zählt.
In der Nacht werde ich abgeholt, mir wird in den linken Vorderarm ein Loch gemacht und ein ganz gewöhnlicher grosser Stein hindurchgestossen, der auf beiden Seiten weit herausschaut.
Es schmerzt überhaupt nicht, aber meine Körpergrenzen sind ganz deutlich aufgerissen und ich muss mich dieser Tatsache stellen. Ich muss akzeptieren, nicht mehr ‘intakt’ zu sein.
Am anderen Morgen erzählt doch glatt eine der Teilnehmerinnen, mit einem sehr verwirrten Ausdruck im Gesicht, sich selber nicht verstehend, ‘sie sei überhaupt nicht einverstanden, dass man ihr Steine in den Arm stecke’.
Der Leiter ging nicht darauf ein.
Die Frau hatte scheinbar keine konkrete Erinnerung, nur einfach das Bild und die Emotion in sich.
Ich schwieg zu allem.
27. Szene
Einmal setzte man mich auf den Boden in dem grossen Saal, Beine ausgestreckt. Schön in Reihen geordnet sitzen andere Erdenmenschen.
Wir sind untereinander durch niedere ‘Rauchwände’ getrennt. Einer der Dunklen kommt auf mich zu, langt mir an den Kopf, es kracht fürchterlich.
An meinem linken Bein trennt sich der Waden auf halber Höhe quer durch, der distale Teil schwebt, 20 cm vom Boden, etwa 10 cm vom Bein weg, in der Luft … verbunden mit dem Körper durch ein dünnes, zerfetztes, unbewegliches, rotbraunes Substanz-Rinnsal.
Keine Schmerzen, aber das sehr ungewöhnliche Gefühl, mein Bein sei ‘länger’. Ich staune, vergesse den Rest der Welt.
Ich raffe mich innerlich zusammen und bewege erst einmal die Zehen. Das geht ohne weiteres, ich fühle sie sogar. Ich beuge mich zum Fuss vor, berühre ihn am Schienbein-Ende mit etwas Druck.
Der Beinrest rührt sich beim Draufdrücken nicht weg, obwohl er im Raum ‘schwebt’. Ich fahre mit dem Zeigefinger das Schienbein hinauf, bis zur Bruchstelle, mache gleichzeitig auf dem rechten Schienbein das Gleiche.
Dann dito beidseitig vom oberen Teil des Schienbeins bis zur Bruchstelle. Bingo. Die ‘Bruchstellen-Substanz’ muss nur knapp ein Millimeter Breite des normalen Beins ausmachen.
Der sonst süffisant grinsende Typ schaut mir zu und macht ein sehr erstauntes Gesicht. Dann läuft er weg.
Nach einer Weile kracht es wieder im Kopf und der Rest-Waden schnellt’wieder intakt an seine richtige Stelle zurück. War da was?
Nach einer Weile heisst man mich aufstehen.
Hinausgehend sehe ich kurz eine Erdenfrau, welche auf die gleiche Weise den Vorderarm ab hat und total verstört, ohnmächtig, mit einem Weinkrampf, in die Welt schaut.
Sie hatte sich selber schachmatt gestellt. Sie hatte nicht einmal die Idee gehabt, trotz abgetrenntem Arm die Finger zu bewegen. Dann hätte auch sie bemerkt, dass in unserem Körper viel mehr Möglichkeiten versteckt sind.
Möglichkeiten, die wir nicht einmal ahnen (ich rätsle immer noch daran herum, wie das wohl möglich war). So aber hatte sie sich in diesem Spiel nur Ohnmachtsgefühle bewusst gemacht.
28. Szene
Ich liege in einem bequemen Sessel, so etwas wie ein guter Zahnarztstuhl. Gerade wurden meine Reaktionen auf Ereignisse in dieser Welt getestet.
Anscheinend ist das Resultat unerwartet, denn die zwei jungen Dunklen fangen an heftig und laut zu streiten. Einer scheint mich zu verteidigen, der andere scheint stur auf einem Prinzip zu beharren.
Die beiden schreien sich an, jeder scheint auf einem ihm wichtigen Standpunkt zu beharren.
Da rennen zwei stumme Diener herbei, packen mich heftig und ziehen mich schleunigst weg.
Doch, ich will zu meiner Wahrheit stehen. Meiner Wahrheit? Unserer Wahrheit? Was ist das? Etwas ist doch nur Wahrheit, wenn es als solche anerkannt wird?
Muss ich also Realität sagen? Besser, verleugnete Realität? Was beunruhigt mich denn noch?
Es ist das Wissen, dass die anderen Menschen dies eben nicht wissen. Nicht wissen wollen. Ich bin nicht nur ein Individuum, ich bin auch ein Teil dieser ganzen Menschheit. Einer Menschheit, welche sich selber als solches noch gar nicht erkennt.
Also muss ich mein Wissen teilen. Teilen mit jenen, zu denen ich gehöre, von denen ich ein Teil bin. Auch wenn es nicht geht. Auch wenn diese restlichen Menschen diese Realität gar nicht sehen wollen, um verständlicherweise deren Schreie ja nicht zu hören.
Denn offen bleibt die
Frage 24: was wollen wir? Oder anders ausgedrückt: welches Menschheitsbild soll bei und gelten? Und, stellt sich diese Frage auch für unser Zusammenleben mit den übrigen Menschheiten?
Zwar haben wir uns an unterschiedliche Kulturen gewöhnt.
Aber eine Spannbreite von Kulturen, welche vom Urwald über das Harem und Kloster bis hin zum Hippy, von der freien Marktwirtschaft über religiösen Fundamentalismus bis zu den Freaks von Ausserirdischen reicht, ist noch nicht integriert.
Wir haben uns ganz klar gegenseitig noch nicht akzeptiert.
Denn, wo hört Kultur auf und wo fangen die Menschenrechte an? Was ist mit unserem Einmischungsrecht in einzelne Schicksale? Und, stellen sich die positiven Ausserirdischen uns gegenüber etwa genau diese Fragen?
Zum Beispiel wie steht es mit jenen paar islamischen Frauen, die plötzlich darauf pochen, einen öffentlichem Strip-Tease laufen zu lassen? Und deren Brüder sie mit Morddrohungen daran hindern?
Oder, wie steht es mit jenen Urwaldkindem, die es plötzlich nach Computer gelüstet? Denen wir jedoch nicht zu diesem Ziel weiterhelfen? Denn nicht wahr, die sollen doch lieber in ihrem natürlichen Leben bleiben? Dort sind sie doch wohler … und unseren Wohlstandsneurotikern bleibt wenigstens noch etwas Positives zum projizieren (1997 geschrieben).
Oder wie reagieren wir gegenüber unseren Wohlstands-Teenagern, die auf einmal auf das Recht pochen, in einer Sekte verschwinden zu dürfen?
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